- Eine Aktion zum Erhalt der biologischen Vielfalt -

 

Immer mehr Vogelarten verschwinden aus unserer Landschaft oder es wird ein erheblicher Bestandsrückgang festgestellt. So sind alleine in unserer Gegend in den letzten 20 Jahren über 5 Vogelarten verschwunden. Ob sie sich je wieder ansiedeln ist sehr fraglich und hängt stark von unserem Umgang mit der Natur ab.

 

Auch die zwei bei uns in den Ortschaften vorkommenden Schwalbenarten – die Rauchschwalbe und die Mehlschwalbe – nehmen im Bestand immer mehr ab. In den letzten 25 Jahren alleine um über 20 %. Da ist es um so erfreulicher, dass zahlreiche Mitmenschen den Mehlschwalben durch das Anbringen von künstlichen Nestern unter dem Dachvorsprung aus der Wohnungsnot helfen. Zum einen finden sie in unserer versiegelten Landschaft kaum noch geeignetes Nist-material und zum anderen hält das Baumaterial an den neuen Fassaden und Anstrichen von Neubauten und renovierten Häusern nicht mehr. Um so bedauerlicher ist es, wenn wir immer wieder erfahren müssen, dass Mitbürger noch selbst gebaute Schwalbennester (Naturnester) herunter schlagen.

Dies ist übrigens nicht zulässig und kann mit einem hohen Bußgeld belegt werden. Außerdem muss dann ein Kunstnest angebracht werden. Früher freuten sich die Leute, wenn Schwalben ein Nest an ihr Haus bauten, denn Schwalben galten außer als Vorboten des Sommers auch als Glücksbringer.

 

Die Verschmutzung der Fenster, Blumenkästen oder des Eingangsbereiches kann man durch das richtige Anbringen eines Kotbrettes weitgehend verhindern und sich dann an dem Gezwitscher und den Flugkünsten dieser rasanten Flieger erfreuen. Eine Schwalbe benötigt übrigens täglich ca. 2000 Stechmücken („Schnaken“) und andere Insekten als Nahrung.

 

Wir möchten nun das Haus der Hauseigentümer, die mindestens 6 bewohnbare Schwalben-nester an ihrem Haus „dulden“ (Kunst- und/oder Naturnester) als Dank mit der Plakette „Schwalben-freundliches Haus“ (15 X 15 cm) auszeichnen. Sofern Sie Interesse haben rufen Sie einfach an, wir bringen Ihnen die Plakette vorbei – Tel: 07072 / 5984. Auf Wunsch bringen wir sie auch gleich an. Dann benötigen wir allerdings bei Mauerwerk eine Schlagbohrmaschine mit einem 5 mm Steinbohrer.

 

Diese Aktion gilt nicht nur für die Hauseigentümer in den Gesamtgemeinden Gomaringen und Kusterdingen sondern wird auch von den NABU-Gruppen im Landkreis (außer Tübingen) unterstützt und ebenfalls durchgeführt.

 

Anmerkung: Sie können bei uns auch preisgünstige Mehlschwalben-Doppelnester erhalten.

 

Die Schwalben im Volksglauben von der Antike bis heute (Auszüge aus: Die „Vögel im Volksglauben“ von Ernst und Luise Gattiker):

 

Schon im Altertum sei die Schwalbe dem Donar und der Freya heilig gewesen. Als Überbleibsel dieser einstigen Verehrung hat die Schwalbe heute noch für das Haus hohe Bedeutung und wird daher in Schwaben „Herrgottsvogel“, in Tirol und Böhmen „Muttergottesvogel“ genannt. Die Araber nennen sie den Vogel Jesu. Verfolgt werden die Schwalben im Altertum nirgends, weder in Rom noch in Hellas. Im Gegenteil, sie waren so beliebt, dass sie sogar in Tempeln und Staatsgebäuden nisten durften. Das hat sich heute auch bei uns stark geändert. Auch in Schakespeares Drama „Macbeth“ kommt die Zuneigung zu den Schwalben zum Ausdruck. Wie schon die alten Griechen auf der Insel Rhodos die ersten Schwalben festlich empfingen, so tun es griechische Kinder heute noch. Am März ziehen sie singend von Haus zu Haus und tragen eine aus Holz geschnitzte Schwalbe in der Hand. In Hessen gehörte es zur Pflicht des Turmwärters, durch Hornstöße die Ankunft der ersten Schwalben zu verkünden. Daraufhin wurde das freudige Ereignis von der Gemeinde öffentlich angeschlagen. Als heiliger Vogel des Donar schützt die Schwalbe das Haus an dem es nistet - in der Schweiz, Deutschland und Belgien – vor Blitzgefahr und Feuer. In der Bretagne ist es dem Himmel geweiht: „Wo die Schwalbe nistet im Haus, zieht der Segen niemals aus.“

 

Diese Einstellung änderte sich im 15. Jahrhundert. Damals bedeutete es Armut , wenn Schwalben an einem Haus nisteten, Sperlinge aber Glück und Reichtum. Die Verehrung der Schwalbe bei den heidnischen Völkern ist dann in unsere Zeit herübergerettet und mit der Religion in engen Zusammenhang gebracht worden. Wer eine Schwalbe tötet, ihr Nest zerstört oder Junge ausnimmt, begeht eine schwere Sünde. In Tirol jagt er das Glück aus dem Haus. Im Erzgebirge wird das Haus ein Opfer der Flammen. Deshalb heißt es hier: „Nimmst du mir mein Nestchen aus, brenn` ich dir aus das ganze Haus“. Als Christus am Sterben war, saß eine Schwalbe auf seinem Kreuz und tröstete den Heiland mit ihrem Gezwitscher. Darum dürfen die Schwalben sich nach einer slowenischen Legende während des Messopfers auch auf den Altar setzen, ohne verjagt zu werden. Überall und zu allen Zeiten war und ist die Schwalbe ein jubelnd begrüßter Frühlingsverkünder. In Frankreich sagt man sehr richtig: „Wenn die Schwalbe kommt,ist der Winter zu Ende“. Da es aber trotzdem immer wieder noch kleine Kälterückschläge geben kann, sagt man in den germanischen und romanischen Sprachen: “Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“. Zahlreiche auch makabre Heilungsmittel und -methoden werden den Schwalben zugeschrieben. Soll z. B. ein Kind besonders intelligent werden und ein gutes Gedächtnis bekommen, gibt man ihm das Herz einer Schwalbe zu essen. Schwalbenasche soll heute noch in Bayern als Volksmittel gegen Epilepsie gebraucht werden?

Auch im Bereich der Zauberei spielen die Schwalben eine gewisse Rolle. Ebenso bei den Wetterregeln: „Fliegt die Schwalbe hoch, wird das Wetter schöner noch. Fliegt die Schwalbe nieder, kommt grobes Wetter wieder“ (1790).

 

In der modernen Zeit haben es die Schwalben äußerst schwierig. Zum einen werden sie auf ihrem Zugweg vor - allem in den Mittelmeerländern - verfolgt und getötet und zum anderen sind auch bei uns immer weniger Menschen bereit, den Vögeln bei ihrer Wohnungsnot zu helfen. Wenn es den Schwalben nicht wie zahlreichen Bodenbrütern ergehen soll, die inzwischen in unserer Landschaft verschwunden sind, dann sollten wenigstens wir etwas tun!

 

Im Volksglauben werden die vielfältigen Beziehungen aufgezeigt, die sich im Laufe der Menschheitsgeschichte zwischen Mensch und Vögeln herausgebildet haben.

 

Donar = (altgermanischer Gott – Gott des Gewitters)

Freya = (altgermanische Göttin – Göttin der Fruchtbarkeit und Liebe)

 

Harald Mohr

 

 

Nabu Härten zeichnet das Gebäude eines Immenhauseners mit der Plakette »Schwalbenfreundliches Haus« aus.

Ausfürlicher Artikel von Ines Stöhr " im Reutlinger Gea " vom 30.08.2012

Mehr Nester für den Glücksbringer